Bereits zu Zeiten als ich noch in die Schule ging, (lang, lang ist es her) dass muss so siebente oder achte Klasse gewesen sein, habe ich begonnen mich für das Thema der Funk- und Fernsehtechnik zu interessieren. Nun ja, der Empfang im Osten war nicht so berühmt. DDR I und II gab es für jedermann. Alle oder sollte ich lieber doch sagen fast alle, wollten mehr. Bei uns in Sachsen-Anhalt gab es ARD und ZDF mit einigem Aufwand und das dritte Programm der ARD, den N3, mit richtig Aufwand zu empfangen. Der Empfang wurde uns nicht leicht gemacht. DDR I und II sendeten vom Brocken, ARD und ZDF sowie N3 aus Richtung Torfhaus. Für uns lagen Brocken und Torfhaus so ziemlich in einer Richtung. Ausgerichtet wurde auf das beste Signal von N3, der wohl von noch einem anderen Standort sendete. Dies war zugleich Fluch und Segen. Man brauchte für die ersten Programme meist nur eine Antenne im Band III und für die zweiten nur eine im Band IV/V. Ja und für den N3 auf Kanal 53, eine am besten kanalselektive. Erwähnt werden muss, dass DDR I und II ebenfalls von Leipzig ausgestrahlt wurden. Die strahlten also von der Seite oder noch schlimmer von hinten durch den Reflektor in unsere Antennen. Die staatlichen Institutionen haben alles dafür getan uns den Empfang von ARD, ZDF und N3 so schwer wie möglich zu machen. Die Frequenzen des DDR-Fernsehens wurden so nahe wie möglich an denen von ARD, ZDF und den dritten gewählt wie dies technisch möglich war und die Sender wurden soweit wie möglich von der Sendeleistung hochgefahren wie es irgend ging um die Signale zu überlagern.
Die Herausforderungen lauteten, Augen auf bei der Standortauswahl für die Antennen, verwende nach Möglichkeit zusätzliche Reflektoren / Abschirmungen und verwende besonders für die dritten Programme, unbedingt statt bandselektiven Antennen und Verstärkern solche die kanalselektiv aufgebaut sind. Für ARD und ZDF reichte meist eine bandselektive Antenne. Für N3 musste eine unheimlich lange kanalselektive Antenne her, die wir uns dann auch noch selbst gebaut haben. Mancherorts mussten wir auf bis zu 4 gestockte YAGI-Antennen zurückgreifen. Was für ein Aufwand für ein Fernsehprogramm. Was mich immer gewundert hat, wir sollten die Programme nicht schauen aber die kanalselektiven Antennen und Verstärker konnte man einfach so kaufen.
Mit Einführung des Privatfernsehens 1984, tauchten zusammen mit den Sendern RTL, SAT 1 und Tele5 neue Herausforderungen auf. SAT 1 sendete plötzlich auf Kanal 6 von Berlin. Neue Antennenkonfigurationen wurden ersonnen und gebaut. Die größte Antenne die wir für SAT 1 aufgebaut haben hatte 6 gestockte und zusammengeschaltete YAGI-Antennen. Was für ein Wahnsinn, aber es hat funktioniert.
Etwa zur gleichen Zeit tauchten die Privatsender auch auf einzelnen Satelliten auf. Mit viel Aufwand konnte man diese empfangen. Man brauchte große Antennen und drehbar mussten sie auch noch sein. An Astra und Hotbird war zu dieser zeit noch nicht zu denken. Die Antennen hatten 1,5 bis 2,5 Meter Durchmesser. Die Empfangstechnik (LNB und Receiver), brachten die Rentner und die Verwandten mit, wenn sie zu Besuch waren oder kamen. Die Reflektoren haben wir in mühevoller Kleinarbeit selbst gebaut.
Dafür wurden Gipsformen hergestellt, die mit Alufolie überzogen wurden. Mittels, Gießharz wurde die Form überzogen und für eine Befestigung vorbereitet. Die Polarmount-Halterung war die nächste Herausforderung und und und. Daraus bedingt blieb der Empfang einigen wenigen vorbehalten.
Endlich am 11. Dezember 1988 startete Astra 1A. Es begann ein neues Zeitalter und der Siegeszug von Astra war nicht mehr aufzuhalten. Die Antennengröße schmolz schlagartig auf 75 cm. Immer mehr dieser DTH-Satelliten tauchten auf. Die ersten SAT-Anlagen nahmen aus dem Westen ihren Weg in Richtung Osten. Wieder wurden die Verwandten und die Rentner bemüht. Die deutschen Programme versammelten sich auf dem Astra-System. Wir sahen und staunten. Dann kam die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Tutti-Frutti, löste jeden Sonntag wahre Bevölkerungsströme zu Menschen aus die eine Astra-Antenne ihr Eigen nannten. Satellitenanlagen wurden für Jedermann erschwinglich und schossen plötzlich wie Pilze aus der Erde. Händler und Installationsfirmen verdienten sich reihenweise goldene Nasen.
Nun, ich wollte schon immer mehr und so erwarb ich im Jahr nach der Wende meine erste drehbare 1,2 Meter Offset-Antenne, mit Schubstangenmotor und im Jahr darauf eine 2,5 Meter, Mesh-Antenne der Firma Orbitron. Endlich C-Band empfangen und wenn auch verrauscht, solche Sender wie Country-Musik-Television, Life verfolgen. Was ein Traum.
Bedingt durch einen Hausneubau und damit verbundenem Umzug gingen beide Antennen verloren. Wenn man ein Haus neu baut setzt man halt andere Prioritäten. Kaum war dies soweit erledigt erwachte das Fieber wieder und eine 1,8 Meter PFA der Firma Salora musste her, die dann wiederum irgendwann von einer 2,0 Meter PFA der Firma IRTE abgelöst wurde. Letztere hat mich lange begleitet, wurde aber irgendwann von dem derzeitigen Ist-Zustand abgelöst.
Heute nenne ich eine 3,5 Meter GALORE/TEC2000-Mesh-Antenne mein Eigen. Ich habe die Antenne aus Canada mit dem Schiff über den großen Teich importiert und innerhalb von drei Tagen komplett selbst allein aufgebaut.
Der Aufbau der Antenne und was sie so alles leistet und kann, ist auf den folgenden Seiten beschrieben.
Zwischenzeitlich wurde die analoge Ausstrahlung von TV-Signalen eingestellt und der digitale Empfang rückte in den Vordergrund. Die Anzahl von Programmen ist merklich gestiegen. Die Bildqualität hat sich nicht zuletzt durch die Einführung der Standards UHD und 4K signifikant verbessert.
Vor einiger Zeit, wurde das KA-Band für die Verteilung von TV-Satellitensignalen freigegeben. Schon hatten wir die nächste Herausforderung auf dem Tisch. Equipment ist fast nicht oder besser gar nicht und wenn dann nur zu horrenden Preisen zu bekommen. So wurde die 3,5 Meter Antenne mittlerweile durch eine 1,2 Meter Kathrein Antenne und eine 85cm Technisat Satman 850 Antenne ergänzt. Ich erhebe nicht den Anspruch damit alle Programme im KA-Band zu empfangen, die in unseren Breiten theoretisch empfangbar wären und so geht dieses Thema bisher nicht über einen mehr oder weniger experimentellen Charakter hinaus. Empfangen werden die KA-Band Programme auf 16,0°Ost mit dem Frequenzbereich 21.534 bis 21.612 GHz, sowie die KA-Band Programme auf Astra 19,2°Ost mit dem Frequenzbereich von 18.507 bis 18.774 GHz /linear in H/V sendend und die KA-Band Programme auf Turksat 42,0°Ost mit den Frequenzen von 18.739 und 18.774, jeweils Links Zirkular.
Zum KA-Band gehören 4 Frequenzbereiche. Auf allen gibt es TV-Sender. LNB´s für alle Frequenzbereiche sind unerschwinglich. Die Technik bestimmt mehr oder weniger das Machbare, Erträgliche und Sinnvolle.